Textbeispiele » Erstes Kapitel aus Lübeck

Das ist das erste Kapitel aus Lübeck. Die Ideen haben alle gesammelt, auch noch mit der Startgruppe aus dem ersten Jahr. Geschrieben haben Hann Ilse, Lotta Frobös und Levke Jahn. Eine Übersetzung ins Englische haben wir noch nicht geschafft und ins Polnische können wir sie auch zur Zeit gar nicht schaffen, weil ein/e Übersetzer:n fehlt.

Es war ein heißer Sommertag und die Sonne brannte auf Lübeck und Bewohner nieder. Zwischen all den verschwitzten Menschen war auch Antonia. Sie war gerade auf dem Nachhauseweg und befand sich unter dem langen Haus, das quer zum Marktplatz stand. Im Hintergrund hörte sie noch die vielen Menschen auf dem Marktplatz rumpöbeln, von dem sie gerade kam. Gerade hatte sie noch das letzte trockene Brot vom Vortag ergattert. Bei dem Gedanken an frisches Weizenbrot wurde ihre gute Laune durch traurige Erinnerung an besseres Essen getrübt. Sie ließ das lange Haus hinter sich und befand sich nun auf der Platea lata, einer der breitesten Straßen Lübecks. Der Anblick der großen Häuser ließ sie sich immer ganz klein fühlen. Dabei faszinierte sie immer die Liebe zum Detail bei den Fassaden der großen Häuser. Ihr Füße trugen sie in Richtung Fischergrube, sie musste nicht mehr darüber nachdenken, so oft war sie diesen Weg gegangen. Nun ging sie durch eine kleine modrige Gasse. Hier fühlte sich Antonia nie ganz wohl, denn in Lübeck gab es öfter mal Überfälle. Als sie aus der kleinen Gasse kam, war sie kurz von dem hellen Sonnenlicht geblendet. Von ihrem Standpunkt aus, konnte sie schon ihr pompöses Haus sehen. Sie wohnte nämlich in einem Kaufmannshaus. Nun befand sie sich in der Engelsgrube, einer Grube, an deren unteren Ende Boote nach England fuhren. Sie schlenderte langsam in Richtung Zuhause. Als sie vor der Tür stand, wurde sie von ihrem Freund Johannes erschreckt. Sie erschrak aber nicht besonders, denn so begrüßte er sie ständig. „Moin Johannes, wie geht’s dir?“ fragte sie. „Mir gehts ganz gut, wie geht’s dir?“ „Mir geht’s auch ganz gut. Ich war gerade auf dem Marktplatz und habe dort ein trockenes Brot gekauft. Pfui!“ Sie gingen ins Haus um dort zu ihre Hausarbeit zu erledigen.
Ava nahm ihr das Brot aus der Hand und schnitt für Johannes Familie heimlich etwas ab und steckte es ihm zu. Sie war halbwegs eingeweiht. „Wir sehen uns später wieder“, sagte Johannes als er sich zum gehen abwandte. „Bringst du mir endlich das Bogenschießen bei ?“
Er beachtete dies nicht.

Etwas später. Antonia zog ihren Kittel an, den sie immer trug wenn sie in die Gasse ging und ihren heimlichen Freund traf. Sie wollte ungern auffallen. In der Diele tastete sie Barfuß nach der losen Fliese die ihren Bogen verbarg. Eine rot-blonde Strähne fiel ihr ins Gesicht.. Barsch wischte sie sie weg. Sie war ungeduldig und ungeheuer heiß darauf neues zu erlernen. Mit einer geschickten Handbewegung, die sie so oft geprobt hatte, wenn ihr Vater auf Geschäftsreisen war, entnahm sie ihn den Lederriemen, die ihn festhielten. Ava erschien im Türrahmen. „Wieso siehst du so aus?“ „Ava, Sie hier?“, stotterte Antonia. „Ich, ähm…“ Ava lächelte. „Du kommst sehr nach deiner Mutter. Ich weiß, was du vor hast. Ich will nichts gesehen haben.“ Antonia wischte sich erleichtert die staubigen Hände an einem Leinentuch ab. Nach einem kurzen Moment des Schweigens sprang sie auf und lief leichtfüßig und immer noch barfuß davon. In der Eile vergaß sie ihre Schuhe. Die Balken des Übergangs des Hauses, das sie bewohnte knarrten, als sie über sie kletterte. Das Mädchen sprang geschickt hinab und landete beinahe unauffällig in der ärmsten Gasse Lübecks. Wenn Ava bloß nicht petzte, dachte sie. „Johannes! Hier.“ „Wo warst du denn? Ich hätte dich früher erwartet.“ „Tut mir leid. Ava.“ Die Worte reichten. Johannes war sich im Klaren, was das heißen konnte.
Um die etwas bedrückte Stimmung aufzuhellen, pikte er sie in die Seite und schon bald liefen sie lachend und sich gegenseitig jagend die Ganghäuser entlang.
An einem Apfelbaum hielt Antonia keuchend inne. „Du wolltest mir das Umgehen mit dem Bogen beibringen.“, stellte sie vielsagend fest. Johannes nahm ihr den Bogen ab und machte ihr vor, wie sie ihn zu halten hatte. „Antoniaaaaaaa!“,tönte es. „Mein Vater sucht mich. Vielleicht hat Ava gepetzt.“ Ohne die Antwort die Johannes auf der Zunge hatte abzuwarten, lief sie davon, Richtung Marienkirche. Eine Ausrede für ihren Ausflug fiel ihr nicht ein.

Super spannend. Ich denke, die englische version reicht uns. Vielleicht schaffen wir es auch auf Deutsch